Bösartige Kritiker könnten behaupten: ASTEROID CITY wirke wie eine Parodie auf einen Wes-Anderson-Film. Dummerweise heißt der Regisseur dieser melodramatischen Komödie Wes Anderson höchstselbst. Pech gehabt! Denn diesmal hat es das ehemalige Regie-Wunderkind aus Hollywood reichlich übertrieben. Hier hat ein Regisseur sich selbst (ungewollt) persifliert. Das muss nicht sein!
Ein symmetrischer Bildaufbau im pastellfarbigen Stil. So kennen wir Wes Anderson seit Jahren. Und immer mehr Stars wollen inzwischen unbedingt mitspielen. Diesmal ist es Tom Hanks als „Neuling“ und Scarlett Johansson in ihre ersten Anderson-Spielfilmrolle. (In dessen Animationsfilm „Isle of Dogs“ hatte sie nur eine Sprechrolle.)
Anderson, der auch das Drehbuch schrieb (basierend auf einer Idee von ihm und Roman Coppola) hat es sich für mein Dafürhalten in ASTEROID CITY ein bisschen zu einfach gemacht. Unverkennbares Vorbild ist das Theaterstück „Unsere kleine Stadt“ („Our Town“) von 1938 des US-Dramatikers Thornton Wilder – für manche von uns als Schullektüre wohl noch in guter Erinnerung. Ein Spielleiter stellt hier die Personen einer Kleinstadt vor, beschreibt die Kulissen und führt in die Handlung ein.
Und genau das macht auch Wes Anderson: In altertümlichem 4:3-Format und in Schwarzweiß (!) erklärt uns der Moderator (Bryan Cranston) die bizarren Vorgänge in der (fiktiven) Stadt Asteroid City irgendwo in der US-amerikanischen Wüste in den 1950er-Jahren. Geschrieben hat das Stück Conrad Earp (Edward Norton), inszeniert hat Schubert Green (Adrien Brody). Dort in Asteroid City strandet der Witwer Augie Steenbeck (Jason Schwartzman) mit seinen vier Kindern. (Inzwischen hat sich das Bildformat geweitet, und wir bewundern die bekannten Pastellfarben.) Das Auto ist defekt – doch der Mechaniker (Matt Dillon) ist keine große Hilfe: „Die Reparatur kann dauern.“ Eigentlich ist die Familie auf dem Weg zu Augies Schwiegervater Stanley Zak (Tom Hanks), um ihm die Asche seiner Tochter zu bringen – in einer Tupperware-Dose. Augie muss wohl oder übel im einzigen Motel des Ortes übernachten, wo er die abgehalfterte Hollywood-Schauspielerin Midge Campbell (Scarlett Johansson) trifft und mit ihr von Fenster zu Fenster flirtet.
Wie jedes Jahr bereitet sich die Stadt auf das große Ereignis vor – auf den Tag, an dem vor Jahrzehnten ein Meteorit neben der Stadt niederging, der längst als Reliquie verehrt wird. General Gibson (Jeffrey Wright) und Dr. Hickenlooper (Tilda Swinton) leiten die Veranstaltung nach vertrautem Muster. Nur einer stört: Plötzlich landet ein Ufo über den Gästen, und ein Alien klaut den Meteoriten. Dass nebenan mal wieder eine Atombombe aus Testgründen gezündet wird, stört dagegen niemanden…
ASTEROID CITY ist gespickt mit kleinen, surrealistischen Ideen – doch das große Ganze will sich nicht einstellen. Tom Hanks als gutmütiger Opa, der auch irgendwann im Ort auftaucht, ein Wettbewerb von Jung-Wissenschaftlern und ein Alien, der den Meteoriten „wegen Nichtgefallen“ wieder zurückbringt – das ist alles nur bedingt komisch. Hier hat sich ein Regisseur total verzettelt. Gerade noch knapp über Durchschnitt!
Asteroid City (USA 2023)
106 Minuten
Tragikomödie
Wes Anderson
Wes Anderson
Jason Schwartzman, Scarlett Johansson, Tom Hanks, Jeffrey Wright, Tilda Swinton, Bryan Cranston, Edward Norton, Adrien Brody, Liev Schreiber, Hope Davis, Stephen Park, Rupert Friend, Maya Hawke, Steve Carell, Matt Dillon, Hong Chau, Willem Dafoe, Margot Robbie, Tony Revolori, Jake Ryan, Jeff Goldblum
Universal Pictures International Germany GmbH