Der russische Dokumentarfilmer Victor Kossakovsky liebt sperrige, ungewöhnliche Ansätze. In „Gunda“ (2020) stand ein Schwein im Mittelpunkt, in „Aquarela“ (2018) das Wasser. In ARCHITECTON dreht sich jetzt alles um Steine – als Geröll, Baumaterial oder antike Ruinen. Schade, dass der Regisseur erst gegen Ende den italienischen Architekten Michele De Lucchi zu Wort kommen lässt, um die philosophische Idee des Films zu erklären. Denn bis dahin bleiben wir Zuschauer ziemlich ratlos zurück. Als poetische Meditation ist dies ein bisschen wenig…
Steine rollen schier endlos eine Müllhalde hinab, zerstörte Hochhäuser sind Zeugen eines russischen Raketenangriffs in der Ukraine, eine türkische Stadt ist nach einem entsetzlichen Erdbeben dem Boden gleichgemacht: Hier steht kein Stein mehr auf dem anderen. Und in einem antiken Steinbruch direkt neben den Ruinen von Baalbek im Libanon wartet ein gigantischer Felsklotz auf die weitere Verwendung. Zwischendurch sieht man einen riesigen Betonmischer bei der Arbeit, der endlose Schleifen „flüssigen Gesteins“ produziert.
Ohne erklärende Einblendungen (was? wo?) rauschen die zugegeben beeindruckenden Bilder planlos an uns vorüber. Im Hintergrund steht immer die Frage: Wo endet die Natur, wo beginnt der Müll? Im großen Finale sitzt Michele De Lucchi in seinem Garten und beaufsichtigt Bauarbeiter, wie sie einen (magischen?) Steinkreis anlegen. Und dann stellt der Architekt endlich die Frage: „Was werden die Menschen der nächsten Zivilisation von unserer Zeit wiederfinden?“ Und warum ist De Lucchi an Ende seines Lebens gezwungen, kunstlose Wolkenkratzer zu entwerfen? Fragen über Fragen…
Ein mutiger Versuch, aber: ARCHITECTON lohnt sich nicht!
Architecton (Deutschland / Frankreich / USA 2024)
102 Minuten
Dokumentation
Victor Kossakovsky
Victor Kossakovsky
Neue Visionen Filmverleih GmbH