Amsterdam

03.11.2022

Sieben Jahre dauerte es, bis der US-Regisseur David O. Russell („Silver Linings“) nach „Joy“ (2015) mit AMSTERDAM jetzt wieder einen Film in die Kinos bringt. Und diese 134 Minuten haben es in sich. Das epische Melodram spannt einen weiten Bogen von den letzten Kriegstagen im Jahr 1918 bis in die frühen 1930er-Jahre, wo (fast) ganz Europa den Bach runterging (Hitler, Mussolini) und die USA nach neuen politischen Lösungen suchten.

Auf den Schlachtfeldern in Frankreich lernen sich die US-Soldaten Burt Berendsen (Christian Bale) und Harold Woodman (John David Washington) kennen und beschließen einen Pakt: Unsere Freundschaft wird ewig halten. Beide werden schwer verwundert, und die Krankenschwester Valerie (Margot Robbie) muss ihnen jeden Metallsplitter einzeln aus den Körpern entfernen. Burt hat zudem ein Auge verloren. Nach Kriegsende beschließen die drei, in Amsterdam ein neues Leben zu beginnen. Valerie und Harold verlieben sich – doch das Glück hält nicht ewig. Plötzlich ist die Schöne spurlos verschwunden.

New York, 1930: Burt arbeitet inzwischen als Arzt und ist unglücklich mit der versnobten Beatrice (Andrea Riseborough) verheiratet, Harold ist ein angesehener Anwalt. Eine verängstigte junge Frau, Liz Meekins (Taylor Swift), bittet Burt, an ihrem Vater, einem hochdekorierten General, eine Autopsie vorzunehmen, dessen Leiche vor einen Tag aus Europa kommend New York erreicht hatte. Burt und seine Assistentin Irma (Zoe Saldana) finden Gift im Magen des Toten, und Liz wird auf offener Straße vor ein Auto gestoßen. Doch vor ihrem Tod kann sie noch ein Wort flüstern: „Voze“.

Burt und Harold gelten als Hauptverdächtige, die von zwei übereifrigen Detectives (Matthias Schoenaerts, Alessandro Nivolo) verhört werden. Und auch der Geheimdienst (Michael Shannon, Mike Myers) zeigt Interesse. Tom Voze (Rami Malek) entpuppt sich als ein neureicher Schnösel, der mit seiner Frau Libby (Anya Taylor-Joy) in einer feudalen Villy residiert. Offenbar hat er Kontakte zu rechten Kreisen in den USA. Plötzlich taucht seine Schwester aus dem Nebenzimmer auf: die nach New York zurückgekehrte Valerie, die offensichtlich unter Drogen gesetzt worden ist. Später greift dann noch ein aufrechter Demokrat, der ehemalige General Gil Dellenbeck (Robert de Niro), mit ein.

Das ist leider alles extrem an den Haaren herbeigezogen. Wir Zuschauer müssen uns durch einen Wust von Nebenhandlungen quälen – ehe die Pointe kaum noch überrascht: Schuld sind die Nazis! David O. Russell, der auch das Drehbuch schrieb, hat es versäumt, seiner überlangen Geschichte einen roten Faden zu geben. Diese Art von politischem Melodram kennen wir seit Jahren aus Hollywood – das berühmteste Beispiel ist wohl „Casablanca“. Die Studio-Atmosphäre ist perfekt eingefangen, und die durch die Bank überragenden Schauspieler tragen viel zum Niveau des Films bei. Christian Bale schafft es, seinen Part wohltuend ironisch anzulegen – ständig verliert er sein Glasauge. Doch irgendetwas fehlt…

AMSTERDAM ist leider nicht der große Wurf, den wir uns alle von David O. Russell erhofft hatten.

Trailer

ab12

Originaltitel

Amsterdam (USA 2022)

Länge

134 Minuten

Genre

Krimi / Drama / Thriller

Regie

David O. Russell

Drehbuch

David O. Russell

Darsteller

Christian Bale, Margot Robbie, John David Washington, Alessandro Nivola, Andrea Riseborough, Anya Taylor-Joy, Chris Rock, Matthias Schoenaerts, Michael Shannon, Mike Myers, Taylor Swift, Zoe Saldaña, Rami Malek, Robert De Niro

Verleih

Walt Disney Studios Motion Pictures Germany GmbH

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