Alma Mahler, geborene Schindler, war DIE Wiener Femme fatale der vorletzten Jahrthundertwende. An diesem „männermordenden“ Vamp kam zu der Zeit niemand vorbei. Auch der Komponist Gustav Mahler ließ sich von der bildschönen Frau einfangen und war sogar bereit, ihretwegen zum Katholizismus zu konvertieren. Das geschah übrigens während seiner Tätigkeit als Hamburger Generalmusikdirektor, getauft wurde er im „Kleinen Michel“. Nach Mahlers Tod 1911 verliebte sich Alma unsterblich in den aufstrebenden Wiener Maler Oskar Kokoschka. Und genau diese heiße Affäre erzählt das Biopic ALMA & OSKAR von Dieter Berner.
Der Regisseur bewies beim Casting der weiblichen Hauptrolle ein sicheres Händchen: Die Besetzung mit Emily Cox war ein sensationeller Glücksgriff. Denn genau so sah Alma aus, wie man von den vielen Fotografien weiß. Und Emily Cox ist eine Wucht!
Der Film beginnt wenige Wochen vor dem frühen Herztod von Gustav Mahler. Er hatte durch einen dummen Zufall erfahren, dass seine Frau seit Jahren eine leidenschaftliche Affäre mit dem deutschen Architekten und Bauhaus-Gründer Walter Gropius (Anton von Lucke) unterhält – den sie später heiraten wird. Zudem leidet Alma darunter, dass Gustav ihr bei der Heirat strikt verbot, weiterhin zu komponieren. Dabei hatte sie eine klassische Ausbildung bei Alexander Zemlinsky genossen. „In unserer Ehe gibt es nur einen Komponisten“, war Gustavs herrischer Befehl.
Als der junge Maler Oskar Kokoschka (Valentin Postlmayr) in die Mahler-Villa kommt, um Gustav die Totenmaske abzunehmen, verfällt Alma dem ungestümen Künstler. Und als sie die Uraufführung von Kokoschkas expressionistischem Stück „Mörder – Hoffnung der Frauen“ – er war nicht nur Maler, sondern auch Dramatiker – miterlebt, ist es um sie geschehen. Beide verstricken sich in eine hemmungslose Amour fou – mit allen Höhen und Tiefen. Und Regisseur Dieter Berner verfilmt dies ziemlich drastisch, aber auch mit sehr viel Feingefühl.
Doch während der unzähligen Affären vergisst Alma nicht, sich um das musikalische Erbe von Gustav Mahler zu kümmern. So überredet sie den Dirigenten Bruno Walter, die Uraufführung der nachgelassenen 9. Sinfonie zu leiten – Mahlers genialstem Werk! Nach der Fertigstellung seines bis dahin bedeutendstem Gemäldes „Die Windsbraut“ – ein Doppelporträt von sich und Alma – muss Oskar in den Ersten Weltkrieg, wo er schwer verwundet wird. Alma und Oskar sehen sich danach nur noch einmal…
Wer glaubt, hier eine dröge, kulturbeflissene Filmbiografie anzuschauen, sieht sich erfreulicherweise getäuscht. ALMA & OSKAR ist ein faszinierendes, unglaublich intensives Kinoerlebnis, das lange nachwirkt. Mit eher unbekannten Schauspielern gelingen hier Regisseur Dieter Berner und seiner Drehbuch-Co-Autorin Hilde Berger ein grandioses Sittengemälde einer vergangenen Epoche. Und Oskar Kokoschka hatte noch lange gelebt. Er starb erst 1980.
Alma & Oskar (Österreich / Schweiz / Deutschland / Tschechien 2022)
89 Minuten
Biographie / Romanze
Dieter Berner
Dieter Berner, Hilde Berger, basierend auf dem Roman "Die Winmdsbraut" von Hilde Berger
Emily Cox, Valentin Postlmayr, Anton von Lucke, Táňa Pauhofová, Wilfried Hochholdinger, Virginia V. Hartmann, Gerald Votava, Cornelius Obonya
Alamode Filmdistribution OHG