Alles Fifty Fifty

Mit elf Jahren im Hamburger „Savoy“ bei „Ben Hur“ die Liebe zum Kino entdeckt. Dann kam mit „Blow Up“ und „Belle de Jour“ der „Arthouse-Film“ dazu. Seit 1989 ständiger Filmjournalist für diverse Medien. Jetzt fühlt er sich hier bestens aufgehoben.

Bereits am 19. Januar 2024 wurde Alireza Golafshan für die Regie von ALLES FIFTY FIFTY mit dem Bayerischen Filmpreis ausgezeichnet. Erst jetzt kommt die deutsche Komödie in unsere Kinos. Hat sich das Warten gelohnt?

In seinem nach „Die Goldfische“ (2019) und „JGA – Jasmin. Gina. Anna.“ (2022) dritten Spielfilm ALLES FIFTY FIFTY erzählt der deutsch-iranische Regisseur Alireza Golafshan (1986 in Teheran geboren) eine Geschichte „von Trennung und Wiederzusammenkommen, von Konkurrenz und Gemeinsamkeit“ (so die Jurybegründung).

Nach der Scheidung kümmern sich die erfolgreichen Anwälte Marion (Laura Tonke) und Andi (Moritz Bleibtreu) gemeinsam um ihren elfjährigen Sohn Milan (Valentin Thatenhorst) – quasi „fifty-fifty“. Dass der Sohn seine Eltern inzwischen ständig gegeneinander ausspielt und seine schulischen Leistungen darunter leiden, merken weder Marion noch Andi. Hauptsache, der vertraglich zugesicherte Italien-Urlaub der Ex-Familie findet weiterhin statt. So machen sich die drei auf in Richtung Mittelmeer – mit dabei Marions junger Lover Robin (David Kross), was Andi verständlicherweise nicht besonders witzig findet.

Da er immer noch nicht schwimmen kann, muss Milan beim Hotel-Bademeister Paris (Jasin Challah) ungeliebte Übungsstunden absolvieren. Viel lieber büxt er zum benachbarten Campingplatz aus, wo er sich in Mila (Aennie Lade) verliebt und dabei auch deren anarchischen Vater Jens (Axel Stein) kennenlernt. Das Drama kann beginnen…

Das Drehbuch von Regisseur Alireza Golafshan wirkt wie auf dem Reißbrett entworfen – überdrehte Gags und ernsthafte Zwischentöne halten sich hier die Waage. Höhepunkte dabei sind die spritzigen Dialoge von Andi mit seinem eher unterbelichteten Nebenbuhler Robin. Hier lassen Moritz Bleibtreu und David Kross wahrlich die Sau raus! Zu dumm, dass Robin nach rund einer Stunde einfach verschwindet. Aber auch Axel Stein als Chaos-Camper hat seine Momente. Nur die großartige Laura Tonke ist in diesem Szenario offensichtlich total unterfordert. Zu allem Überfluss: Den Bademeister als Voice-over-Erzähler agieren zu lassen, war sicherlich nicht die beste Idee von Alireza Golafshan.

ALLES FIFTY FIFTY fühlt sich stellenweise an wie eine gut gemeinte TV-Komödie. Hauptsache, die berühmten deutschen Film- und Fernsehstars hatten ihren Spaß!