Was hätte Nouvelle-Vague-Altmeister François Truffaut aus diesem Stoff gemacht? Auch nach 30 Ehejahren ist ein Pariser Paar noch immer scheinbar glücklich verheiratet. Seit der Sohn aus dem Hause ist, träumt der Mann von ungezwungenem Sex im Wohnzimmer. Doch der Frau scheint etwas zu fehlen. Ist es die Midlife-Crisis, sind es die Wechseljahre? Beide gehen auf die Suche nach neuen Wegen. Das hätte eine wundervoll beschwingte, typisch französische Komödie werden können. Doch Regisseur Philippe Lefèbvre meinte stattdessen, mit ADIEU CHERIE – TRENNUNG AUF FRANZÖSISCH platten Boulevard-Klamauk drehen zu müssen. Nichts gegen Boulevardtheater – aber musste es gleich eine derartige Klamotte sein. Kein Gag schien dem Regisseur zu peinlich zu sein – seien es Witze über Handschellen-Sex oder Viagra…
Gerade haben Diane (Karin Viard) und Alain (Franck Dubosc) ihren Sohn auf dem Flughafen verabschiedet, der in Japan zu Ende studieren will. Ihre Tochter lebt in einer glücklichen lesbischen Beziehung und hat sich vor kurzem künstlich befruchten lassen. Alain ist klassischer Pianist in einem Pariser Orchester, Diane Redakteurin bei einem Lifestyle-Magazin, wird aber von ihren deutlich jüngeren Kolleginnen nicht mehr ernst genommen. So ist sie den offensichtlichen Avancen ihres blendend aussehenden Chefs Stéphane (Tom Leeb) nicht abgeneigt – das könnte ihre Ehe auffrischen. Um ihren Kolleginnen zu imponieren, provoziert sie einen öffentlichen Kuss von Stéphane vor dem Bürogebäude. Zu dumm, dass Alain dies beobachtet. Der vermutet einen Seitensprung und zieht wutentbrannt aus dem Wohnung aus. Jetzt kann Diane ja ihre Affäre beginnen…
Dianes beste Freundin Jeanne (Clotilde Courau) nutzt die Chance und kippt bei einem Date mit Alain Viagra in seinen Whisky. Doch der kann rechtzeitig türmen. Bei einem von ihm verschuldeten Auffahrunfall im hektischen Pariser Verkehr lernt Alain seine „Gegnerin“ Agathe (Clémentine Baert) kennen und verliebt sich in sie. Bald ist sie schwanger…
Die beiden Drehbuchautoren Maria Pourchet und Philippe Lefèbvre haben offenbar nichts unversucht gelassen, uns Zuschauer zu veräppeln. Wer glaubt denn sowas? Schade, dass Karin Viard („Verstehen Sie die Beliers?“), eine der großen französischen Filmstars unserer Tage, mit diesem Drehbuch so verheizt wurde.
Wer das europäische Komödien-Kino liebt, möge ADIEU CHERIE – TRENNUNG AUF FRANZÖSISCH einigermaßen wohlwollend beurteilen. Das gelingt nicht jedem Zuschauer!
Nouveau Départ (Frankreich 2023)
97 Minuten
Komödie
Philippe Lefèbvre
Philippe Lefèbvre, Maria Pourchet
Karin Viard, Franck Dubosc, Clotilde Courau, Youssef Hajdi, Tom Leeb, Clémentine Baert, Bérangère Krief, Louise Orry Diquero, Joaquim Fossi
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