Astronaut Roy McBride (Brad Pitt) reist an den äußersten Rand des Sonnensystems, um seinen vermissten Vater zu finden und mysteriöse Vorgänge aufzudecken, die das Überleben auf unserem Planeten bedrohen. Auf seiner Reise enthüllt er Geheimnisse, die die menschliche Existenz und unseren Platz im Universum in Frage stellen.
In AD ASTRA – ZU DEN STERNEN zeigt Brad Pitt bereits zum zweiten Mal in diesem Jahr eine oscarreife Leistung…
Es gibt jedoch einen Haken, denn genau wie bei ONCE UPON A TIME… IN HOLLYWOOD sollte man sich als Zuschauer vorab wissen, was einen erwartet, damit der Film seine volle Wirkung entfalten kann. Im Grunde könnte man AD ASTRA als Science-Fiction-Spektakel ohne großes Spektakel bezeichnen, denn über weite Teile des Films entwickelt er eine solche Langsamkeit, dass man sich bewusst darauf einlassen muss. Gelingt dies, erlebt man ein faszinierende Charakterstudie in einem eindrucksvollen Setup.
Der Fokus des Regisseurs James Gray liegt bei AD ASTRA ganz klar im philosophischen Bereich und der Entwicklung seiner Hauptfigur und weniger darin, was technisch möglich ist. Das deutet sich bereits zu Beginn an, als die Geschichte „in der nahen Zukunft“ verankert wird. Klar, es gibt kommerzielle Mondflüge, aber trotzdem ist die Menschheit nicht allzu weit vom heutigen Zustand entfernt. Der Kampf um Ressourcen hat sich lediglich von der Erde auf den Mond verlagert und so zeigt Gray, dass sich die Geschichte immer wiederholt.
Das Erstaunliche an AD ASTRA ist jedoch, wie sehr sich der Film auf den aktuellen Stand der Wissenschaft bezieht. In einem Gespräch mit Wissenschaftlern des Deutschen Luft- und Raumfahrzentrums (DLR) in Berlin kamen lediglich zwei kleine (irrelevante) Sequenzen des Films zur Ansprache, die sich als realitätsfremd erwiesen. Stattdessen war man beim DLR erstaunt darüber, wie viele Dinge im Film auftauchen, die bei geplanten Langzeit-Missionen heute bereits als relevant erachtet werden. So denkt man in der Tat darüber nach, die erdabgewandte Rückseite des Mondes als Basisstation für weitergehende Missionen zu nutzen, ganz so, wie es im Film der Fall ist. Auch die Ausstattung des Erholungsraumes mit seinen naturnahen Darstellungen an der Wand wurde lobend erwähnt. Bei bisherigen Langzeit-Testversuchen bestand das Problem laut Prof. Dr. Ralf Jaumann, dem Leiter des Instituts für Planetenforschung beim DLR, hauptsächlich darin, dass die Teilnehmer als erstes die Natur vermisst haben, also das Zwitschern von Vögeln, das Rauschen der Wälder und Ähnliches. Der wissenschaftliche Aufwand, den Richard Gray, der auch das Drehbuch mitverfasst hat, offenbar betrieben hat, scheint als immens gewesen zu sein. Selten hat man einen Science-Fiction-Film gesehen, den man vielleicht eher als Science-Fact-Film hätte bezeichnen können.
Umso erstaunlicher, dass darin gar nicht der Hauptfokus von AD ASTRA liegt. Vielmehr beschäftigt sich der Film damit, was solche Langzeit-Missionen mit den Menschen macht. Ist die Figur von Brad Pitt anfangs noch davon überzeugt, sich ausschließlich auf die Mission zu konzentrieren und jegliche Einflüsse von außen kategorisch durch Selbstverzicht auszuschließen, wandelt sich seine Einstellung im Laufe des Filmes. Besonders deutlich wird das an zwei Szenen, in denen er jeweils eine Eintrag ins digitale Tagebuch tätigt. Obwohl die Inhalte in beiden Szenen relativ ähnlich sind und sich die Sätze bis auf wenige Wörter gleichen, könnte die Aussage dahinter gar nicht unterschiedlicher sein.
Brad Pitt gelingt es zudem durch sein minimalistisches Spiel beim Zuschauer immer mehr Interesse an seinem Innenleben zu erwecken. So wird jede noch so kleine Regung wahrgenommen und dadurch seine Vorgehensweise plausibel erklärt. Das was Pitt hier abliefert, ist tatsächlich überragend. Wenn das zu keiner Oscar-Nominierung führt, dann ist der Academy of Motion Picture Arts & Science wirklich nicht mehr zu helfen.
AD ASTRA – ZU DEN STERNEN ist eindrucksvolles Kino, dass sich vollends entfalten kann, sobald man sich auf die reduzierte und entschleunigte Erzählweise eingelassen hat. Dann lässt einen dieser Film aber nicht so schnell wieder los…
Ad Astra (USA 2019)
122 Minuten
Drama / Science-Fiction
James Gray
James Gray, Ethan Gross
Brad Pitt, Tommy Lee Jones, Ruth Negga, Liv Tyler, Donald Sutherland
Twentieth Century Fox of Germany GmbH