Es klingt brutal, aber diesen Film darf es eigentlich nicht geben. Wer in Deutschland als Regisseurin Fördergelder beantragt, muss gewöhnlich ein gewisses Ritual durchlaufen. Für ihr neues Projekt hatte wohl auch Nicolette Krebitz, deren Filme „Das Herz ist ein dunkler Wald“ (2006) und „Wild“ (2016) wir alle bewundert haben, einen ersten Drehbuchentwurf eingereicht. Schon damals hätten die Entscheidungsträger dankend abwinken müssen: „Dieser Film wird nicht funktionieren.“ Doch Nicolette Krebitz durfte ihr Drehbuch beenden, und auch das Geld wurde bewilligt. So kommt jetzt AEIOU – DAS SCHNELLE ALPHABET DER LIEBE ins Kino. Leider!
Geschichten einer unmöglichen Liebe gibt es, seit es das Kino gibt. Doch hier hat die Regisseurin den Bogen überspannt. Die komplette Story ist total unglaubwürdig und an den Haaren herbeigezogen, dass man während der 104 Minuten nur noch den Kopf schütteln kann. Das kann doch alles nicht wahr sein!?!
Der rund 60 Jahre alten Schauspielerin Anna (Sophie Rois) wird vor einem Berliner Szenelokal von einem jungen Mann die Handtasche entrissen. Zwei beherzte Lokalgäste machen sich auf die Verfolgung und stellen den Dieb in einer Sackgasse. Doch das Geld ist weg. Wenig später überredet ein mit ihr befreundeter Arzt Anna, einem sprachgestörten Schüler Sprechunterricht zu geben. Er entpuppt sich als der Dieb Adrian (Milan Herms). Nach kurzem Zögern lädt Anna Adrian zur ersten Stunde in ihre schöne Altbauwohnung ein. Zunächst werden die Vokale eingeübt: „A E I O U“. Das ungleiche Paar kommt sich allmählich näher, was Annas engster Freund und Nachbar Michel (Udo Kier) mit Argwohn betrachtet.
Am Ende landen Anna und Adrian in Nizza, wo sie im Spielkasino mit einem gestohlenen Collier erwischt wird, das ihr Adrian geschenkt hatte. Seine kriminelle Energie ist offensichtlich ungebrochen. Doch auch die Nacht im französischen Knast kann sie nicht umstimmen: Dafür war der Sex mit dem blutjungen Mann einfach zu gut. Und zuhause wartet er in ihrer Wohnung bereits auf sie. Wer’s glaubt?!
Hierzu fallen mit zwei wunderschöne deutsche Wörter ein: „hanebüchen“ und „dämlich“. Die tolle Schauspielerin Sophie Rois wurde regelrecht verheizt. Der routiniert inszenierte Film überrascht mit kurzen Gastauftritten (Lilith Stangenberg, Laura Tonke, Moritz Bleibtreu) – doch Regisseurin Nicolette Krebitz konnte aus ihrem unsägliches Drehbuch keinen schlüssigen Film machen. Eine Katastrophe!
A E I O U – Das schnelle Alphabet der Liebe (Deutschland / Frankreich 2022)
104 Minuten
Drama
Nicolette Krebitz
Nicolette Krebitz
Sophie Rois, Udo Kier, Milan Herms, Nicolas Bridet, Lilith Stangenberg, Adrien Lamande, Oskar Melzer, Laura Tonke, Bernhard Schütz, Nicolas Wackerbarth, Peter Jordan, Moritz Bleibtreu, Amédée Till, Bill Becker, Jonas Weber Herrera, Melissa Loureiro, Issa Loureiro
Port au Prince Pictures GmbH