Nocturama

18.05.2017

Ein Morgen in Paris. Eine Handvoll Jugendlicher aus unterschiedlichen sozialen Schichten. Sie tanzen, jeder für sich, ein seltsames Ballett durch das Labyrinth der Metro und die Straßen der Hauptstadt. Sie alle scheinen einem Plan zu folgen. Ihre Gesten sind in ihrer Präzision fast gefährlich. Sie steuern alle auf einen Punkt zu, ein Kaufhaus kurz vor Ladenschluss. Wenig später fliegt Paris in die Luft. Der Anschlag nimmt seinen Lauf. 

Kritik

Dieser Film verstört, weil er gerade in der heutigen Zeit die falsche Botschaft sendet. Warum NOCTURAMA so gefährlich ist…

Eine Gruppe von Jugendlichen, die zu Beginn scheinbar wahllos ausgewählt durch die Straßen und Verkehrsmittel von Paris mit der Kamera verfolgt werden. Was ist ihr Ziel? Was ist ihr Plan? 

Schnell wird klar, dass diese jungen Menschen Anschläge planen. Warum, wieso oder weshalb ist dabei für den Filmemacher Bertrand Bonello irrelevant. Sein Ziel ist es nicht, Dinge zu rationalisieren oder gar zu erklären. Seine Gründe, NOCTURAMA zu drehen, liegen einzig und allein im filmischen Bereich, wie erin den Presseinformationen zum Film erklärt. 

Nachdem in Paris die Bomben hochgegangen sind und eine Art Ausnahmezustand in der Stadt ausbricht, treffen sich die Attentäter in einem geschlossenen Kaufhaus. Dort lassen sie, unbewusst der Reaktion ihrer Taten, „die Sau raus“. Was der Regisseur damit vermutlich zeigen möchte, ist die Gegensätzlichkeit von Tat und Realität. Auch wenn die Jugendlichen vermutlich gegen Konsum und Gesellschaft protestieren wollen, leben sie in diesem Kaufhaus genau das aus und genießen es – vom Champagner über Luxusklamotten bis zu High-End-Technik. 

Das Problem dabei ist aber die Tatsache, dass der Film es unterlässt, zu kritisieren. Bonello setzt offenbar beim Publikum voraus, dass sie seine Sichtweise teilen und die versteckte Botschaft – so es denn eine gibt – richtig deuten. Das führt dazu, dass die Attentate cool und stylisch aussehen. Eine fatale Wirkung in der heutigen Zeit. Es ist eben nicht jeder Mensch in der Lage, einen Film so zu deuten, wie es der Filmemacher gerne hätte. So setzt NOCTURAMA leider ein völlig falsches Bild und lässt mich fassungslos zurück. 

Trailer

FSK noch unbekannt

Originaltitel

Nocturama (Frankreich 2016)

Länge

130 Minuten

Genre

Drama

Regie

Bertrand Bonello

Drehbuch

Bertrand Bonello

Darsteller

Finnegan Oldfield, Vincent Rottiers, Hamza Meziani, Manal Issa, Martin Guyot, Jamil McCraven, Rabah Nait Oufella, Laure Valentinelli, Ilias Le Doré, Robin Goldbronn, Luis Rego, Hermine Karagheuz, Adèle Haenel

Verleih

Real Fiction Filmverleih e.K.

Filmwebsite

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