Der Film der Woche

Life

24.09.2015

Los Angeles, 1955. Der 26-jährige Fotograf Dennis Stock (Robert Pattinson) müht sich, frisch getrennt von seiner Frau und seinem kleinen Sohn, durch eine der typischen Partys der Filmstadt. Mit seinen glamourösen Bildern „Made in Hollywood“ ist er ebenso wenig zufrieden wie mit seinem Leben. An diesem Abend begegnet Stock dem jungen James Dean (Dane DeHaan) und ist auf Anhieb von ihm fasziniert. Dean erlebt gerade seinen Durchbruch in Hollywood, eckt jedoch mit seiner rebellischen und eigenen Art überall an. Während er privat mit seiner Verlobten, der Schauspielerin Pier Angeli (Alessandra Mastronardi) glücklich ist, kommt er mit seinem wachsenden Ruhm und der Filmbranche nicht wirklich zurecht. Er vermisst zunehmend seine Heimat Indiana und seine Familie.

Stock sieht in dem kommenden, auffällig unkonventionellen Star James Dean seine Chance auf eine anerkannte Karriere als Fotograf. Es sind zwei Außenseiter, die sich vorsichtig aufeinander zubewegen und sich schließlich auf eine gemeinsame Fotoreise begeben: im Auftrag des LIFE Magazins quer durch die USA nach Indiana. Sie sind zu verschieden, um wirklich Freunde zu werden und doch scheint gerade diese Spannung notwendig, um jene herausragenden und ungewöhnlich emotionalen Bilder entstehen zu lassen, die bis heute einen ikonischen Status haben und berühren.

Kritik

Um aus einem einzigen Foto der Zeitgeschichte einen ganzen Film zu machen, bedarf es wohl dem visionären Blick eines Fotografen. Anton Corbijn ist ein eben solcher und mit LIFE legt er bereits seine vierte Arbeit als Regisseur vor. Und die ist, wie bereits A MOST WANTED MAN, THE AMERICAN und CONTROL, eine eindrucksvolle Hommage an die Langsamkeit des Kinos.

Corbijns Filme haben immer etwas Magisches an sich. Beinahe jedes Bild wirkt so, als ob es bis ins kleinste Detail geplant ist. Das ist aber natürlich keinesfalls negativ gemeint, denn es hebt seine Filme immer auf eine ganz besondere Stufe.

Das Foto, um das es geht, zeigt übrigens James Dean im Jahre 1955 mit hochgeschlagenem Mantelkragen und Zigarette im Mund auf dem morgendlichen Time Square in New York. Doch warum ist genau dieses Bild zu einer solchen Ikone geworden. Darüber haben wir mit Anton Corbijn im Interview gesprochen, dass in Kürze hier auf der Seite erscheinen wird.

Auf die Idee, aus einem einzigen Bild einen ganzen Film zu machen, muss man aber erst einmal kommen. Corbijn erkannte das Potential, als ihm das Script angeboten wurde. Das Studio und die Produzenten wollten dann unbedingt, dass die Szene, in der das Foto letztendlich aufgenommen wurde, riesig wird und quasi den Höhepunkt darstellt. Doch Corbijn wusste, dass das nicht passen würde. Solche Fotos entstehen nicht bewusst, sondern vielmehr beiläufig. Ihre Besonderheit entfalten sie oftmals erst lange danach, so wie in diesem Fall nach James Deans Tod. Diesen Umstand vermittelt Corbijn in LIFE eindrucksvoll durch die Langsamkeit des Films.

Herbert Grönemeyer, mit dem Corbijn seit mehr als 30 Jahren befreundet ist und der an allen bisherigen Filmen als Schauspieler oder Komponist beteiligt war, hat das gegenüber nochnfilm.de in einem kurzen Statement am Rande der Premiere in Hamburg auf den Punkt gebracht:

In der heutigen Zeit nehmen wir uns generell zu wenig Zeit. Gerade was Beziehungen angeht – das ist etwas, das wir immer nebenher versuchen zu meistern. Irgendwann merken wir dann im Leben, dass es fast vorbei ist und man fast gar keine Freunde hat. Das erzählt Anton Corbijn in „Life“ in einer ganz kurzen Frist, denn die beiden treffen sich ja im Prinzip nur an einem Wochenende. Ich finde, er hat eine sehr feine Sprache. Ich mag, wie Anton erzählt, denn er erzählt sehr viel zwischen den Zeilen, worauf man sich einlassen muss. Man muss zuhören und sich darauf einlassen und dann merkt man am Ende, dass es wächst und wächst und einem immer noch mehr erzählt. Und das ist sehr schön.

Mit seinen Darstellern hat Corbijn zudem einen wahren Glücksgriff erlangt, denn Dane Dehaan in der Rolle des James Dean ist schlichtweg überragend. Seine Darstellung lässt Dean im wahrsten Sinne des Wortes wiederauferstehen. Aber auch Robert Pattinson zeigt einmal mehr, dass er über seine Leistungen in der Twilight-Saga deutlich hinausgewachsen ist. Beide zusammen machen LIFE zusätzlich extrem sehenswert.

Auch wenn er es gegen STELLA in dieser Woche in Bezug auf die Filmqualität sehr schwer hat, ist LIFE unser Film der Woche. Weil er uns einfach eine Welt des Kinos zeigt, wie man sie nur lieb gewinnen kann.

Trailer

ab12

Originaltitel

Life (Großbritannien / Deutschland 2015)

Länge

112 Minuten

Genre

Drama

Regie

Anton Corbijn

Drehbuch

Luke Davis

Darsteller

Robert Pattinson, Dane DeHaan, Joel Edgerton, Ben Kingsley, Alessandra Mastronardi

Verleih

SquareOne Entertainment GmbH

Filmwebsite

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