Der Film der Woche

Ich, Daniel Blake

24.11.2016

Daniel Blake (Dave Johns) ist ein geradliniger und anständiger, zeitlebens Steuern zahlender Durchschnittsengländer – bis seine Gesundheit ihm einen Strich durch die Rechnung macht. Jetzt, im gesetzteren Alter, will ihm die willkürliche Staatsbürokratie den Bezug von Sozialhilfe verweigern. Schnell gerät er in einen Teufelskreis von Zuständigkeiten, Bestimmungen und Antragsformularen. Daniel Blake rechnet nicht damit, dass die geradezu kafkaeske Situation ihn fast in die Knie zwingen wird. 

Seine Wege kreuzen sich mit Katie (Hayley Squires) und ihren beiden Kindern Daisy und Dylan. Sie raufen sich zu einer Schicksalsgemeinschaft zusammen und erfahren neben den ständigen Seitenhieben der Behörden auch viel Solidarität – von ehemaligen Kollegen, sogar von Daniels schrägem Nachbar. Doch die bürokratischen Klippen des sogenannten Sozialstaates sind tückisch. Da wird Ohnmacht zur Wut – und so leicht geben Daniel und Katie ihre Träume und Hoffnungen nicht auf…

Kritik

ICH, DANIEL BLAKE ist ein unfassbar starker Film, der einem das Herz zerreißt, es aber im selben Moment auch wieder zusammen flickt. Das schaffen in dieser Intensität nur ganz wenige Filme.

Als Ken Loach mit ICH, DANIEL BLAKE in diesem Jahr die goldene Palme in Cannes gewannt, war der Aufschrei nicht zu überhören, schließlich hatte der Regisseur diesen Preis bereits mehrfach abgeräumt. Aber wer mit 80 Jahren einen solchen Film abliefert, der hat jeden verdammten Preis der Welt verdient. Ohne weitere Diskussionen.

In seinem Film zeigt Loach die Missstände im britischen Sozialsystem auf. Menschen, die ohne eigenes Verschulden zum Spielball der Behörden werden, nur weil man sich dort strikt an die Regeln hält, ohne diese auch einmal kritisch zu hinterfragen. Es scheint fast so, als ob man als Mitarbeiter in einer Sozialbehörde das eigenständige Denken abgeschafft hat. Wenn man diesen Film sieht, dann sollte man sich unfassbar glücklich schätzen, wenn man niemals in eine solche Lage gerät. Das Zerstörerische an ICH, DANIEL BLAKE ist jedoch das Wissen, dass es sich zwar um ein fiktionales Drama handelt, sich genau diese Situationen aber tagtäglich genauso abspielen. Es ist an der Zeit, unsere gesamtes Sozialsystem einmal grundlegend zu überdenken. Daher sollte dieser Film zum Pflichtprogramm für jeden Menschen werden, der in diesen Ämtern arbeitet.

Dieser ganzen Misere setzt Loach jedoch einen starken Menschen entgehen, der sich trotz aller Widrigkeiten nicht unterkriegen lässt und stattdessen sogar noch anderen Menschen in Not seine Hilfe anbietet. Dieser positive Effekt gleicht zwar die Ungerechtigkeit nicht wieder aus, lässt uns jedoch den Glauben an die Menschheit nicht vollends verlieren.

Gerade in Zeiten wie den heutigen sollten wir uns vielleicht alle einmal die Zeit nehmen, unsere Taten und Handlungen zu überdenken. Statt immer und überall nur nach den negativen Dingen zu suchen und darauf herumzureiten, sollten wir uns vielmehr auf die positiven Dinge konzentrieren und diese hervorheben. Und vielleicht einmal anderen Menschen – ob sie nun in Not sind oder nicht – helfen, ohne sich selbst zu fragen, was dabei für einen selbst drin ist. Anderen Menschen zu helfen, ohne dabei an den eigenen Vorteil zu denken, ist nämlich das, was unsere Gesellschaft wieder nach vorne bringen kann. Das sind wir uns und unseren Mitmenschen einfach schuldig. Beginnen wir unsere guten Taten doch einfach mal mit ICH, DANIEL BLAKE im Kino.

Trailer

FSK noch unbekannt

Originaltitel

I, Daniel Blake (Großbritannien / Frankreich 2016)

Länge

100 Minuten

Genre

Drama

Regie

Ken Loach

Drehbuch

Paul Laverty

Darsteller

Dave Johns, Hayley Squirres, Dylan McKiernan, Briana Shann, Kate Rutter, Sharon Percy, Kema Sikazwe

Verleih

Prokino Filmverleih GmbH

Filmwebsite

» zur Filmwebsite

Weitere Neustarts am 24.11.2016