Hereinspaziert

21.09.2017

Der linksliberale Starautor Jean Etienne Fougerole (Christian Clavier) lebt mit Frau Daphné (Elsa Zylberstein), Sohn Lionel (Oscar Berthe) und Personal ein privilegiertes Leben. Trotzdem oder gerade deshalb spricht er sich in seinem neuesten Werk für die bedingungslose Aufnahme von obdachlosen und hilfsbedürftigen Menschen aus. Bei einem TV Duell lässt er sich auf ein verbales Kräftemessen mit einem verhassten Konkurrenten ein, der eine gegensätzliche und vor allem populistische Haltung vertritt. Im Laufe der hitzigen Debatte stellt dieser Fougeroles Engagement provokant in Frage und ihn zur Rede. Um sein Gesicht zu wahren, gibt Jean Etienne vor laufender Kamera dem Druck des Kontrahenten nach und erklärt sich bereit, „selbstverständlich“ und zu jederzeit hilfsbedürftige Roma in seiner Nobelvilla aufzunehmen. 

Schon am gleichen Abend wird Jean Etienne von den Folgen seiner vermeintlich großherzigen Ankündigung eingeholt: Auf seiner Schwelle steht das Roma- Familienoberhaupt Babik (Ary Abittan) mit seiner neunköpfigen Familie. Einen Caravan, der ihnen als Unterkunft dient und formidable auf den gepflegten Rasen der Fougeroles passt, haben sie auch dabei. Mit dem bürgerlich-satten Leben der Familie Fougerole ist es damit schlagartig vorbei. Während die neuen Mitbewohner den Haushalt kräftig aufmischen und besonders Sohn Lionel das Näherkommen der Familien vorantreibt, hat der Samariter wider Willen, Jean Etienne, eine zündende Idee: Warum nicht das Ganze für seine Zwecke öffentlich ausschlachten?

Kritik

Kaum zu glauben, es gibt tatsächlich Filme, die unter dem Deckmantel der Komödie vorgeben, gegen Rassismus zu sein, dabei aber ebenjenen zutiefst unterstützen. HEREINSPAZIERT ist ein Film, vor dem man zu Recht waren muss – und zwar ausdrücklich!

„Sie sie etwa rassistisch?“ – dieser Spruch fällt im Film immer dann, wenn die ach so bösen Mitmenschen oder Nachbarn etwas Negatives über die Roma im Garten des linksliberalen Starautors Jean Etienne Fougerole äußern. Dadurch erweckt der Film sehr schnell den Anschein, er würde eine Lanze gegen jegliche Vorurteile brechen. Doch das ist nur auf den ersten Blick so und lenkt – leider durchaus gekonnt – vom Hauptproblem des Films ab. 

Regisseur Philippe de Chauveron, der auch am Drehbuch mitgearbeitet hat, führt in HEREINSPAZIERT sämtliche Klischees über Roma auf und reiht sie wie in einer Endlosschleife aneinander. Das wäre allein nicht wirklich schlimm – problematisch ist nur, dass er keines davon hinterfragt oder gar widerlegt. Roma klauen, so what, machen wir einfach weiter in der Handlung. Sie benehmen sich daneben, zeigen keinerlei Respekt, auch egal, kommen wir einfach zum nächsten Klischee. So bewirkt der Film nur eines: er bestätigt jedes einzelne seiner Klischees und spielt damit den rechten Parolenschreiern mächtig in die Hände. Das perfide dabei ist allerdings, dass er es so unterschwellig macht, dass es vielen Zuschauern womöglich gar nicht auffallen würde. Schließlich gibt er dem Zuschauer durch den Satz „Sind Sie etwa rassistisch?“ immer wieder zu verstehen, dass er offenbar eigentlich gegen all diese Vorurteile ist.

Wenn man dem Regisseur wohl gesonnen sein möchte, dann könnte man hoffen, dass er seinen Film als Satire versteht. Doch leider wird das an keiner Stelle deutlich. Und so bleibt HEREINSPAZIERT am Ende nur eines: ein ärgerliches Stück Film, das gerade in unserem heutigen politischen Klima der vergifteten Worte absolut nichts verloren hat.  

Trailer

ab6

Originaltitel

Á Bras Ouverts (Frankreich / Belgien 2017)

Länge

93 Minuten

Genre

Komödie

Regie

Philippe de Chauveron

Drehbuch

Guy Laurent, Marc de Chauveron, Philippe de Chauveron

Darsteller

Christian Clavier, Ary Abittan, Elsa Zylberstein, Cyril Lecomte, Nanou Garcia, Oscar Berthe

Verleih

Universum Film GmbH

Filmwebsite

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