Der Film der Woche

Die Jagd

28.03.2013

Nach einer schwierigen Scheidung hat der 40-jährige Lucas eine neue Freundin, einen neuen Job und befindet sich mittendrin, die Beziehung zu Marcus, seinem Sohn im Teenageralter, wieder herzustellen. Doch die Dinge gehen schief. Nur eine Geschichte – eine zufällige Lüge. Und als der Schnee fällt und die Weihnachtslichter leuchten, verbreitet sich die Lüge wie ein Virus. 

Der Schock und das Misstrauen geraten außer Kontrolle, und die kleine Gemeinde findet sich plötzlich in einem kollektiven Zustand der Hysterie, während Lucas einen einsamen Kampf um sein Leben und seine Würde führt. Die Hexenjagd beginnt…

Kritik

Wenn ein kleines Mädchen behauptet, missbraucht worden zu sein, tendieren wir instinktiv dazu, ihm zu glauben. Warum sollte ein Mensch in diesem jungen Alter auch lügen? Doch was wäre, wenn es doch einmal so passieren würde. Ein unachtsame Aussage und im Handumdrehen ist das Leben eines Menschen zerstört. Im Film DIE JAGD von Regisseur Thomas Vinterberg (Das Fest, Dear Wendy) geschieht genau so etwas. Die kleine Klara, Tochter des besten Freundes, erzählt, dass Lucas (Mads Mikkelsen) ihr sein Geschlechtsteil gezeigt habe. Das führt im Kindergarten natürlich zu allerlei Aufruhr. Warum sollte ein kleines Mädchen sich so etwas auch ausdenken?

Es kommt also, was kommen muss. Lucas wird suspendiert, die Eltern der anderen Kinder im Kindergarten, in dem Lucas gearbeitet hat, zusammengerufen. Und natürlich fangen diese dann an, bei Ihren Kindern ebenfalls Symptome auf Missbrauch zu entdecken.

Doch dann gerät die Geschichte ausser Kontrolle. Es kommt zu Handgreiflichkeiten und Übergriffen. Selbst als sich anzudeuten scheint, dass an der Angelegenheit nichts dran ist, wollen die Menschen dies nicht wirklich wahrhaben.

Es ist erschreckend, wozu Menschen fähig sind, wenn sie von etwas überzeugt sind. Umso beeindruckender, wie Mads Mikkelsen diese Rolle bewältigt und sie mit Leben füllt.

Regisseur Thomas Vinterberg gelangte an die Geschichte durch einen renommierten dänischen Kinderpsychologen, der in einer Winternacht im jahre 1999 vor seiner Tür stand. Mit jeder Menge Unterlagen unter dem Arm sprach er von Konzepten wie der „unterdrückten Erinnerung“ und seine verstörende Theorie, dass „der Gedanke ein Virus“ sei. Vinterberg liess den Mann nicht herein, sondern ging ins Bett. Erst zehn Jahre später las er diese und hatte das Gefühl, dass darin eine Geschichte steckt, die erzählt werden muss.

Herausgekommen ist mit DIE JAGD ein Film, der eindrucksvoll die Hoffnungslosigkeit eines Menschen zeigt, dem der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Der Film wird mit Sicherheit niemanden kalt lassen, von daher kann unser Fazit nur lauten, ihn auf gar keinen Fall im Kino zu verpassen.

Trailer

ab12

Originaltitel

Jagten (Dänemark / Schweden 2012)

Länge

120 Minuten

Genre

Drama

Regie

Thomas Vinterberg

Drehbuch

Thomas Vinterberg, Tobias Lindholm

Darsteller

Mads Mikkelsen, Thomas Bo Larsson, Susse Wold, Alexandra Rapaport, Annika Wedderkopp

Verleih

Wild Bunch Germany GmbH

Filmwebsite

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