Detroit

23.11.2017

Der Sommer 1967 ist ein ausschlaggebender Moment in der modernen amerikanischen Geschichte, als das Land von wachsenden politischen und sozialen Unruhen heimgesucht wird. Die Eskalation des Vietnamkriegs sowie jahrzehntelange Ungleichheit und Unterdrückung fordern ihren Tribut. Die Unzufriedenheit und kochende Wut finden schließlich ihren Höhepunkt in den Großstädten, wo die afroamerikanische Gemeinschaft seit jeher mit systematischer Diskriminierung sowie hoher Arbeitslosigkeit zu kämpfen hat.  

Als zwei Tage nach Beginn der Rebellionen auf der Anlage eines Motels in Detroit Pistolenschüsse gemeldet werden, rückt die Polizei mit einem Großaufgebot an. Statt sachlich zu ermitteln, kommt es zu einer von Vorurteilen und Gewalt geprägten Razzia. Die anwesenden Motelgäste müssen sich einem gefährlichen Verhör unterziehen – in Isolation sollen sie durch Einschüchterung zum Geständnis gedrängt werden. Das lebensbedrohliche Machtspiel eskaliert und bringt schwerwiegende Folgen mit sich…

Kritik

Auch in DETROIT findet Kathryn Bigelow erneut drastische Worte und Bilder, um auf Missstände in der Gesellschaft hinzuweisen. 

Auch wenn sich Bigelow in ihrem neuen Film einem historischen Ereignis nähert, dass sich vor exakt 50 Jahren ereignet hat, sind die Parallelen zur Gegenwart nicht von der Hand zu weisen. Wie bereits in THE HURT LOCKER oder ZERO DARK THIRTY erzählt sie eine Geschichte, die gleichermaßen erschüttert, bewegt und nachdenklich macht. Zudem gelingt es ihr, dass der Film trotz seiner 143 Minuten nicht eine einzige Sekunde zu lang wirkt. 

Auch das eindrucksvolle Ensemble, allen voran John Boyega und Will Poulter – den wir hier zum ersten Mal in einer „Erwachsenenrolle“ sehen – sorgen dafür, dass wir uns als Zuschauer mitten im Geschehen befinden. Doch wie konnte es damals überhaupt so weit kommen?

Nach Jahrzehnten der Vernachlässigung und gebrochenen Versprechen brachen damals im überwiegend von Afroamerikanern bewohnten Stadtzentrum gewalttätige Aufstände aus. Das Einschalten der Nationalgarde, mit dem die Regierung auf die Unruhen reagierte, goss zusätzliches Öl ins Feuer des Konflikts. Die Kombination aus Chaos und Gewalt ließ die Grenzen zwischen Opfer und Täter zusehends verschwimmen. 

Spätestens jetzt wird deutlich, warum die Ereignisse in DETROIT ihre Wichtigkeit auch heute nicht verloren haben. Waren es damals die farbige Bevölkerung, die sich abgeschnitten fühlte, setzt die aktuelle US-Politik alles daran, die Armen und Schlechtverdienenden immer schlechter zu behandeln. Und wer weiß, welche Stadt vielleicht in 50 Jahren titelgebend für einen thematisch ähnlich gelagerten Film sein wird…

Trailer

ab12

Originaltitel

Detroit (USA 2017)

Länge

143 Minuten

Genre

Drama

Regie

Kathryn Bigelow

Drehbuch

Mark Boal

Darsteller

John Boyega, Anthony Mackie, Will Poulter, Algee Smith, Samira Wiley, John Krasinski, Hannah Murray, Jacob Latimore, Jason Mitchell, Jack Reynor, Kaitlyn Dever, Ben O’Toole, Samira Wiley

Verleih

Concorde Filmverleih GmbH

Filmwebsite

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