Der Film der Woche

Das ist unser Land!

24.08.2017

Pauline (Émilie Dequenne) arbeitet als Krankenschwester in einer Kleinstadt im strukturschwachen Norden Frankreichs. Sie kümmert sich um ihren Vater und zieht ihre beiden Kinder allein groß. Sympathisch und aufopferungsvoll wie sie ist, wird sie von allen gemocht. Ihre Glaubwürdigkeit will sich eine aufstrebende nationalistische Partei zu Nutze machen und wirbt sie als Kandidatin für die kommenden Bürgermeisterwahlen an. Der charismatische Arzt Dr. Berthier (André Dussollier) umschmeichelt Pauline und überredet sie zu kandidieren. In ihrem Beruf täglich mit sozialen Missständen konfrontiert, lässt sie sich von seinen populistischen Ansichten mitreißen, in der Hoffnung, in der Lokalpolitik etwas bewirken zu können. Ihr sozialistisch geprägter Vater ist bestürzt über den Gesinnungswandel seiner Tochter. Und diese muss bald erkennen, dass sie nur als hübsches Gesicht der landesweiten Wahlkampagne von Parteichefin Agnès Dorgelle (Catherine Jacob) dienen soll.

Kritik

Mit DAS IST UNSER LAND! gelingt es dem Regisseur Lucas Belvaux, der hässlichen Fratze des Populismus ein Gesicht zu geben und entlarvt die perfiden Mittel der angeblichen Heilsbringer. Ein Film, der kaum aktueller sein könnte.

In Zeiten, in denen die Welt immer komplizierter wird, erhalten Populisten einen ungewohnten Auftrieb. Doch warum folgen so viele Menschen nahezu blind den Parolen dieser unverholen offenen Demokratiegegner? Nun, in erster Linie könnte es daran liegen, dass hier Menschen daher kommen, die behaupten, sie können die Welt unfassbar simpel erklären. Doch wehe man hinterfragt die aufgestellten Behauptungen, dann wird man sehr schnell als Feind abgestempelt. Aber das ist lediglich die Spitze des Eisberges und soll an dieser Stelle gar nicht weiter ausgeführt werden. 

Lucas Belvaux bemüht sich in seinem Film DAS IST UNSER LAND! diesem Problem auf die Spur zu kommen. Allerdings versucht er weniger, die Gründe für die unzähligen Follower dieser Populisten zu ergründen, sondern beschränkt sich darauf, wie und warum sich Menschen für die Machenschaften solcher Parteien einspannen lassen. Das gelingt ihm äußerst gut und ist in jedem Fall so sehenswert wie erschreckend. 

Man könnte dem Film vielleicht vorwerfen, dass seine Hauptfigur Pauline, gespielt von Émilie Dequenne, etwas zu naiv an ihre neue, politische Aufgabe herangeht. Vielleicht ist das auch wirklich so, aber das schränkt die Bedeutung dieses Films in keinster Weise ein. Denn gerade Menschen, die sich wenig oder gar nicht mit Politik beschäftigen, sind meist am empfänglichsten für irgendwelche Parolen. Und wenn man die Aussagen dann blind in sich aufnimmt und nicht hinterfragt, dann kommt das der Figur des Filmes schon ziemlich nah. 

Das Problem dieses Filmes wird nur leider sein, dass er an den Menschen, die ihn eigentlich sehen müssten, sang- und klanglos vorbei gehen wird. Alle anderen bekommen aber vielleicht einen Eindruck, an welchen Stellen man gegen diese unsäglichen Populisten ansetzen könnte. Ein unfassbar wichtiger Film, der zum Pflichtprogramm für jeden mündigen Bürger gehören sollte! 

Trailer

ab12

Originaltitel

Chez Nous (Frankreich / Belgien 2017)

Länge

119 Minuten

Genre

Drama

Regie

Lucas Belvaux

Drehbuch

Lucas Belvaux, Jérôme Leroy

Darsteller

Émilie Dequenne, André Dussollier, Catherine Jacob, Guillaume Gouix, Anne Marivin, Patrick Descamps, Charlotte Talpaert, Stéphane Caillard, Cyril Descours, Michel Ferracci

Verleih

Alamode Filmdistribution OHG

Filmwebsite

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