Brooklyn – Eine Liebe zwischen zwei Welten

21.01.2016

Die junge Eilis Lacey (Saoirse Ronan), eine irische Immigrantin, versucht in den 1950er Jahren, in Brooklyn Fuß zu fassen. Von den Versprechungen Amerikas angelockt, verlässt Eilis nicht nur schweren Herzens Irland, sondern auch ihre Mutter und Schwester, um in New York ein neues Leben zu beginnen. Mit Hilfe eines irischen Priesters (Jim Broadbent), der in Brooklyn eine Gemeinde betreut, kommt Eilis nach der langen Überfahrt auf einem Ozeandampfer in New York an und findet dort nicht nur eine Unterkunft in einer Pension für junge, unverheiratete Frauen, sondern auch schnell einen Job als Verkäuferin in einem Kaufhaus. 

Anfangs leidet Eilis unter großem Heimweh – doch das verfliegt schnell, als sie bei einem Tanzabend den italienisch-stämmigen Klempner Tony Fiorello (Emory Cohen) kennenlernt, der ihr schüchtern – aber bestimmt – den Hof macht. Langsam und sehr zärtlich beginnen die beiden eine Liebesromanze. Doch da erreicht Eilis eine bestürzende Nachricht ihrer Familie und sie beschließt, noch einmal in ihre irische Heimat zu reisen. Während dieses Aufenthaltes lernt Eilis den irischen Rugby-Spieler Jim Farrell (Domhnall Gleeson) näher kennen, der sich Hals über Kopf in sie verliebt. Und auch sie beginnt langsam Gefühle für Jim zu entwickeln. Mit der Zeit wird Eilis immer klarer, dass sie sich nicht nur zwischen zwei Ländern, sondern auch zwischen zwei ganz unterschiedlichen Lebensentwürfen entscheiden muss…

Kritik

Immer mal wieder gibt es Filme wie BROOKLYN – EINE LIEBE ZWISCHEN ZWEI WELTEN, die eine kitschige Romanze vermuten lassen, sich dann jedoch still und heimlich als pures Meisterwerk entpuppen.

Normalerweise entscheide ich mich immer erst nach Sichtung eines Filmes, ob ich dazu Interviews führen möchte. Bei BROOKLYN war es umgekehrt. Die Aussicht, die zauberhafte Saoirse Ronan und den Regisseur John Crowley zu treffen und mit ihnen über den Film sprechen zu können, war einfach zu verlockend. Also ging es im vergangenen Oktober zum BFI Film Festival nach London – im Hinterkopf immer der Gedanke, welche Fragen man denn stellen würde, wenn einem der Film nicht gefallen sollte.

Doch weit gefehlt. BROOKLYN entpuppt sich einfach mal völlig unerwartet als wahres Meisterwerk. Nick Hornby ist es gelungen, den Bestseller-Roman von Colm Tóibín wunderbar für die große Leinwand zu adaptieren. Tóibín selbst zeigte sich auf der anschließenden Pressekonferenz sehr angetan von Hornbys Werk und lobte ihn sogar für eine Stelle, die er noch besser geschrieben habe, als er selbst.

Die wahre Offenbarung in BROOKLYN ist jedoch Saoirse Ronan, die hiermit endgültig den Schritt von der hoffnungsvollen Nachwuchsdarstellerin zur ernstzunehmenden Schauspielerin gemeistert hat. Ronan trägt den Film beinahe wie selbstverständlich auf ihren Schultern, obwohl sie sich der Bedeutung des Stoffes immer bewusst war. In einer gewissen Art und Weise ist BROOKLYN auch die Geschichte ihrer Eltern, die einst von Irland in die USA ausgewandert sind. Saoirses Wandlung im Film vom kleinen, unschuldigen und schüchternen Mädchen zur aufrecht gehenden jungen Frau, die ihren Platz in der weiten Welt findet, ist so brilliant dargestellt, dass sie dafür zu Recht eine Golden-Globe- und eine Oscar-Nominierung erhielt.

Regisseur John Crowley unterstützt diesen Prozess des Erwachsenwerden auch optisch. Im ersten Teil des Filmes ist die Kamera immer dicht und eng an Ronans Gesicht. Erst mit der Ankunft in New York öffnet sich das Bild und Crowley setzt wesentliche breitere Kamerawinkel ein.

Alles, aber auch wirklich alles stimmt in diesem wundervollen Film. John Crowley zeigt mit BROOKLYN einen eindrucksvollen Film, der in den richtigen Momenten auf Kitsch verzichtet und sich stattdessen voll und ganz auf seine Hauptdarstellerin verlässt. Zu Recht.

Trailer

Im Rahmen der Berichterstattung
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Originaltitel

Brooklyn (Irland / Großbritannien / Kanada 2015)

Länge

112 Minuten

Genre

Drama

Regie

John Crowley

Drehbuch

Nick Hornby, basierend auf dem Roman von Colm Tóibín

Darsteller

Saoirse Ronan, Domhnall Gleeson, Emory Cohen, Jim Broadbent, Julie Walters,

Verleih

Twentieth Century Fox of Germany GmbH

Filmwebsite

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