Der Film der Woche

20.000 Days On Earth

16.10.2014

Es ist der 20.000ste Tag im Leben von Nick Cave – er beginnt mit einem Weckerklingeln und endet mitten in seiner Seele. Was bedeutet es, sich ununterbrochen im kreativen Prozess zu befinden? Wie füllt man sein Leben fernab der Bühne und was geschieht bei dem Schritt darauf? Und woraus besteht ein Leben gerade rückblickend überhaupt? Auf der Couch eines Therapeuten oder im Auto mit Wegbegleitern wie Kylie Minogue und Blixa Bargeld nähert sich Nick Cave solch essentiellen Fragen. Der Blick in das Innenleben dieser Ikone liefert schließlich magische und beglückende Einsichten in das menschliche Dasein. Dabei bleibt zu jeder Zeit unklar, ob es sich um gefilmte Realität oder geniale Inszenierung handelt. 

Das Kinodebüt des Künstlerduos Iain & Jane ist ein sorgfältig durchkomponiertes, Genre- sprengendes Werk, changierend zwischen Doku und Fiktion. Es ist nicht nur ein atemberaubendes Denkmal für den Kultmusiker Nick Cave, sondern auch ein Porträt rastloser Kreativität und eine ganz universelle Poesie des Lebens. Ein cineastisch und emotional inspirierendes Kinoerlebnis.

Kritik

Musikdokumentationen sind eigentlich immerzu identisch und stellen oftmals lediglich eine Lobhudelei auf den entsprechenden Künstler dar. Diese Zeiten sind jedoch endgültig vorbei, denn mit 20.000 DAYS ON EARTH kommt eine Dokumentation daher, die anders sein will. Das wollte die Band THE NATIONAL auch und musste mit ihrem Film MISTAKEN FOR STRANGERS grandios scheitern. Doch in diesem Fall sprechen wir von Nick Cave, einem der größten Ausnahmekünstler unseres Jahrhunderts. Und wenn sich dieser mit zwei visionären Regisseuren zusammen tut, dann dürfen unsere Erwartungen berechtigterweise extrem hoch sein.

Das Künstlerduo Iain Forsyth & Jane Pollard weiß dabei ganz genau, was es will und zeigt allen anderen Regisseuren, wie eine Musikdokumentation auszusehen hat. Der Film gibt einen Einblick in die Welt eines Nick Cave und dessen Seelenleben und fasziniert selbst diejenigen, die bislang mit seiner Musik nichts anfangen können oder die ihn gar überhaupt nicht kennen.

Allein die Idee, seine Gesprächspartner wie Blixa Bargeld, Kylie Minogue oder Ray Winstone als (imaginäre) Fahrgäste auf dem Rücksitz seines Autos einzubinden, verdient im Mindesten eine Oscar-Nominierung.

„Dieser Tag ist sowohl real und weniger real, wahrhaftiger und weniger wahrhaftig und interessanter und weniger interessant als ein wirklicher Tag in meinem Leben. Je nachdem, wie man es betrachtet.“ (Nick Cave)

20.000 DAYS ON EARTH ist ein Film für alle, die Nick Cave lieben, die ihn kennenlernen möchten oder die an einer guten Dokumentation interessiert sind. Im Prinzip sollten also eigentlich alle diesen Film sehen und sich mitreißen lassen.

Trailer

http://youtu.be/KI9d9eaX5pA

ab6

Originaltitel

20.000 Days On Earth (Großbrittanien 2014)

Länge

98 Minuten

Genre

Dokumentation

Regie

Iain Forsyth & Jane Pollard

Drehbuch

Iain Forsyth & Jane Pollard, Nick Cave

Darsteller

Nick Cave, Susie Cave, Warren Ellis, Darian Leader, Ray Winstone, Blixa Bargeld, Kylie Minogue, Arthur Cave, Earl Cave, The Bad Seeds: Warren Ellis, Thomas Wydler, Martyn Casey, Conway Savage, Jim Sclavunos, Barry Adamson, George Vjestica

Verleih

Rapid Eye Movies HE GmbH

Filmwebsite

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